Sonntag, 15. Januar 2012

Crossover die 2. - Streßsymptomatik-



Den Ansprüchen nicht zu genügen, das setzt mich wohl am meisten unter Druck. Ob es die eigenen Erwartungen sind oder die anderer, die ich erfüllen möchte, spielt dabei keine Rolle. Als ich meine Ausbildung in einer Druckerei Anfang/Mitte der 90er Jahre begonnen hatte, baute sich in mir recht schnell der Druck auf. Die Berufsschule, in der ich bei der Theorie nicht mithalten konnte (Mathe halt...), obwohl ich in der Praxis
sehr gut war und mehr als gute Ergebnisse erzielte; die meist sehr viel jüngeren Mitschüler, mit denen ich nichts anfangen konnte, nichts gemeinsam hatte. Doch durch meine Allergien und meine häufig auftretenden Rückenschmerzen bin ich schon in der Anfangszeit der Lehre oft krank gewesen. Ich konnte mich dann meistens nicht ausruhen, erholen, genesen, weil ich den Druck in mir hatte, das ich doch arbeiten gehen müsse, keine "Zeit zum Kranksein" hätte.
Das verschleppte sich über die Jahre, bis ich dann Ende der 90er an dem Burn-out-Syndrom erkrankte. Aber damals war das noch recht unbekannt, und die Leute (mit denen ich zusammen arbeitete), denen ich sagte, unter was ich litt, meinten, das das alles nur Einbildung und ich "verrückt" sei und mal zu einem "Irrenarzt" gehen sollte. Und währenddessen baute sich die innere Anspannung aufgrund der Vorurteile und der Unwissenheit anderer Menschen immer mehr auf.

So ganz bin ich wohl nie davon geheilt worden, wenn das denn möglich ist. Seit dieser Diagnose damals, als mir der Arzt riet, ich solle einige Wochen in Kur gehen oder es mit einer Psychotherapie versuchen, sitzt die Angst in mir drin, das ich unter Stress zusammen brechen könnte. Ich bin nicht fähig, unter Druck zu arbeiten, bin nicht belastbar. Da sperrt sich alles in mir und mein Kröper zeigt eine eindeutige Abwehrhaltung: er wird krank. Damit verschlimmert sich dann natürlich die Gemütslage, denn mich plagt ein schlechtes Gewissen, obwohl ich das gar nicht haben müßte. Krank wird jeder mal, selbst Leute, die zwanzig Jahre oder länger nie einen Schnupfen hatten. Wenn man von Natur aus anfällig für Erkältungskrankheiten ist, dann bleibt es nicht aus, öfters im Jahr "mal flach zu liegen". Doch mein Kopf setzt das anders um: wenn ich krank bin, dann kann ich den Erwartungen nicht Stand halten. Dann versage ich sozusagen. Und je mehr sich der Druck dann aufbaut, umso kranker werde ich. Abgeschlagenheit, gedrückte Stimmung bis hin zu leichten Depressionen, ständige Müdigkeit, Antriebslosigkeit sind nur einige der Symptome, die mein Körper dann zeigt. Das alles dann psychosomatisch gesteuert ist, ist mir zwar bewußt, aber ich kann nichts dagegen tun.

Wie also mit diesem inneren Druck fertig werden, wie ihn abbauen? Ich versuche, zu entspannen. Leider arbeitet mein Kopf immer weiter, schaltet nie ab. Phasenweise gelingt es mir, mich zur Entspannung "zu zwingen". Ich habe gelernt, einfach mal abzuschalten, auch wenn ich eigentlich noch viel tun müßte. Einfach mal alles liegen lassen und ausruhen. Seit ich den Druck einfach mal in eine geistige Schublade schiebe, schlafe ich auch viel besser. Sicher kommen dann auch wieder Phasen, in denen ich ruhelos und schlaflos bin. Doch meistens hilft es, mich in die Wanne zu setzen und zu entspannen. Durch die Hitze des Wassers werde ich müde, und danach will mein Kopf dann gar nicht mehr darüber nachdenken, was noch alles zu tun wäre. Dann gilt es nur noch, diese Schwere beizubehalten. Denn lieber bin ich immer müde, als immer überdreht und abgespannt, weil ich mich gestresst fühle. Doch die Lebensqualität an sich leidet so oder so darunter. Ob müde oder abgespannt, ich komme oft zu nichts.

Richtig abschalten ist meistens nur dann drin, wenn ich Filme anschaue. Ich tauche ein in eine andere Welt, in eine fremde Geschichte. Auch wenn ich dann oft über den jeweiligen Film noch eine Weile nachdenke, entspannt es mich sehr, in die Filmwelt abzutauchen. Was mir auch sehr hilft, großen Stress abzubauen, ist das Schreiben an sich. Es spielt keine Rolle, ob ich darüber schreibe, was mich stresst, ob ich mich einer Geschichte widme, die ich niederlege, oder ob ich einen Brief schreibe - Schreiben war schon von Kindheit an meine Form der Therapie, mit allen möglichen Formen von Stress umzugehen. :)

In diesem Sinne: nicht stressen lassen! ;)


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